„Burnout“ und Erschöpfungszustände

    Krankheitsbild

Symptomatik

Der Begriff „burnout“ aus dem Englischen übersetzt bedeutet „ausbrennen“. Ursprünglich galt Burnout als ein spezifisches Phänomen bei helfenden Berufen und beschrieb einen Prozess von idealisierter Begeisterung zu Beginn der Tätigkeit, welche durch wiederholte frustrierende Erlebnisse zu einem Zustand der maximalen Erschöpfung und auch Desillusionierung führt.

 

Es zeigt sich jedoch, dass Burnout jeden ganz unabhängig vom Inhalt der Tätigkeit betreffen kann. Dabei ist Burnout keine eigenständige Erkrankung, sondern eine ganz spezielle Symptomkonstellation (siehe unten) vor dem Hintergrund einer privaten oder vor allem auch beruflichen Belastungssituation.

 

Diese Belastungsreaktion bildet aber häufig den Boden, auf dem psychosomatische Erkrankungen wie Depressionen, Panikstörungen, chronische (Kopf-) Schmerzerkrankungen etc. entstehen bzw. kann eine Burnout-Symptomatik durch verschiede Teufelskreise in eine derartige Erkrankung münden.

 

Hauptkennzeichen eines Burnouts sind eine tiefgreifende körperliche und seelische Erschöpfung. Die Betroffenen fühlen sich anhaltend müde mit einem immer währenden Wunsch nach Ruhe, wobei die „normalen“ Erholungsphasen wie Wochenenden oder Urlaub nicht ausreichen, um diesen Zustand zu verändern bzw. „verfliegt“ der Effekt im Alltag schnell wieder. Seine Aufgaben zu bewältigen gelingt immer schlechter und trotz vermehrter Anstrengung nimmt die Leistungsfähigkeit zunehmend ab – schlimmstenfalls bis zu dem Punkt, an dem „gar nichts mehr geht“.

 

Folgende Symptome kennzeichnen ein „klassisches“ Burnout:

  • Emotionale und körperliche Erschöpfung in Folge übermäßiger physischer und/oder psychischer Anstrengung
  • Gleichgültigkeit bis Zynismus sowie mangelnde Empathie anderen Menschen gegenüber
  • Misserfolgserleben mit dem Gefühl, nichts erreichen zu können bis zu Sinnlosigkeitsempfinden oder Leeregefühle

 

Aber auch weitere Symptome können Anzeichen für ein (drohendes) Burnout sein:

 

Symptome auf der Gefühlsebene:

  • Kraft- und Lustlosigkeit
  • Sinnlosigkeitsempfinden
  • Ärger und Frust sowie starke Gereiztheit
  • Gefühl mangelnder Wertschätzung
  • Ängste bis hin zu Panikattacken
  • Emotionale Labilität mit erhöhter Neigung zum Weinen
  • Gefühl der Überforderung mit den anstehenden Aufgaben bis hin zu Kontrollverlusterleben

 

Symptome auf der gedanklichen Ebene:

  • Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten
  • (unstoppbares) Grübeln
  • Entscheidungsschwäche
  • Weniger Kreativität
  • Vermehrte Fehleranfälligkeit
  • Geringere Leistungsfähigkeit

 

Symptome auf der körperlichen Ebene:

  • Schlafstörungen
  • Starke Verspannungen
  • Häufige Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen
  • Tinnitus
  • Schwindel
  • Magen- Darmbeschwerden
  • Innere Unruhe
  • Sexuelle Unlust
  • Erhöhte Müdigkeit oder Kraftlosigkeit
  • Starkes Schwitzen oder Engegefühle in der Brust
  • Kloßgefühl im Hals
  • Häufige Infekte
  • Appetitlosigkeit oder verstärkter Appetit bis hin zu Heißhungeranfällen

 

Symptome auf der Verhaltensebene:

  • Sozialer Rückzug
  • Verstärkter Medikamenten- , Alkohol- oder Tablettenkonsum
  • Vermehrte Probleme in der Partnerschaft oder Ehe
  • Konflikte am Arbeitsplatz mit Vorgesetzten oder Kollegen
  • Häufige (unbezahlte) Überstunden
  • Reduktion ausgleichender Aktivitäten (z.B. Sport, Hobbies)
  • Ungesündere Ernährung (z.B. Fertiggerichte, vermehrter Süßigkeitenkonsum, Aufgabe der Mahlzeitenstruktur)

 

Entstehung

Bei der Entstehung eines Burnouts sind die Mechanismen letztlich noch nicht vollständig geklärt. Aber wie bei anderen psychosomatischen Erkrankungen, kann von einer multifaktoriellen Genese ausgegangen werden. Wenn eine ungünstige Kombination vorliegt aus spezifischen Stressoren und einer allgemeinen Vulnerabilität (z.B. durch biologisch-genetische Faktoren, die körperliche Konstitution oder bestimmte Persönlichkeitseigenschaften), kann dies durch problematische Bewältigungsversuche  Aufschaukelungsprozesse in Gang setzen, die letztlich zur Burnout-Problematik führen.

 

Basis eines jeden Burnouts stellt allerdings Stresserleben dar. Stress bedeutet nicht allein Termin- oder Zeitdruck, sondern Stress entsteht erst, wenn begleitend ein Überforderungserleben auftritt, man z.B. den Eindruck hat, alle anstehenden Aufgaben nicht in der vorgegebenen Zeit schaffen zu können, oder nicht den eigenen Erwartungen oder denen Anderer zu genügen.

 

Oftmals spielt auch Enttäuschung eine Rolle. Wenn der Eindruck entsteht, die Bemühungen werden nicht ausreichend gewertschätzt und Anerkennung der Leistung bleibt aus, so entsteht Frust und das Gefühl, minderwertig zu sein oder keinen Einfluss zu haben. Ungünstige Kommunikationsstrukturen (im Unternehmen) können diesen Eindruck noch verstärken.

 

Menschen mit starkem Perfektionsstreben oder einem ausgeprägten Harmoniebedürfnis und/oder überhöhtem Verantwortungsgefühl sind daher besonders gefährdet, ein Burnout zu erleiden.

 

Aber auch körperliche Ursachen können die Erschöpfung mitbedingen, z.B. Mangel von Vitamin B, von Eisen oder Vitamin D, in der dunklen Jahreszeit auch Lichtmangel. Ungesunde Ernährungsweisen und Bewegungsmangel bzw. wenig Aufenthalt im Freien, können dies verstärken.

 

Ein Burnout entsteht oft schleichend. „Frühwarnsymptome“ wie häufigere Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder körperliche Abgeschlagenheit und erhöhte Infektanfälligkeit werden ignoriert. Die Menschen gehen in einen „Funktionsmodus“ über; ganz nach dem Motto „Muss ja“. Anliegende Aufgaben oder Überforderung wird versucht durch vermehrte Anstrengung zu reduzieren, oftmals unter Abbau von Kraft gebenden Ressourcen wie Hobbies und erfüllenden Beziehungen, zum Preis der Eskalation der Burnout-Symptomatik.

Rehabilitation

Behandlungsangebot und rehabilitative Strategie

Zielstellung der Behandlung des Burnouts ist grundsätzlich die Verbesserung der Stressbewältigungsstrategien, um mit Belastungen des (beruflichen) Alltages besser umgehen zu können oder aber auch Veränderungen einzuleiten in Lebenssituationen, die der psychischen Gesundheit schaden.

 

Es erfolgt eine ausführliche „Ziel-Wert-Klärung“, d.h. eine Auseinandersetzung mit der Frage: Was ist mir für mein Leben wirklich wichtig und wie kann ich dies erreichen? Häufig führt dies auch zu einer Verschiebung der Prioritäten; Familie und Freunde sowie die eigene Gesundheit erhalten (wieder) einen Wert.  Aber auch notwendige Veränderungen – sei es beruflicher oder privater Natur- werden auf diese Weise bewusst und können in Handlungsschritte überführt werden.

 

Inhaltlich geht es zudem darum, mit dem Bezugstherapeuten gemeinsam die persönlichen inneren stressverstärkenden Leitsätze herauszuarbeiten, sie zu verändern und die „Konsequenzen“ bei Einsatz derselben zu überprüfen.

 

Häufig stehen diese Leitsätze auch einer Abgrenzung oder dem „Nein-Sagen“ entgegen. Dies betrifft sowohl die Fähigkeit, das Nein so zu formulieren, dass es auch wahrnehmbar und ernstgenommen wird. Dies kann in sozialen Kompetenztrainings geübt werden. Relevant sind aber oftmals auch inneren Blockaden, z.B. aufgrund eines hohen Harmoniebedürfnisses, die einer therapeutischen Korrektur bedürfen.

 

Abgrenzung bedeutet aber auch die Fähigkeit „abzuschalten“, z.B. die Probleme der Arbeit zu Hause nicht weiter zu verfolgen. Techniken zur Verbesserung des Schlafes, Entspannungsverfahren oder Strategien aus der metakognitiven Therapie zum besseren Umgang mit grüblerischen Gedanken werden hierzu vermittelt.

 

Die therapeutische Auseinandersetzung zu Ursachen und Bewältigungsmöglichkeiten schafft „Freiräume“, Ressourcen (wieder) zu aktivieren, die Kraft für den Alltag geben. Dabei ist es insbesondere bei vielbeschäftigten Menschen wichtig, auch die Genussfähigkeit für „die kleinen Dinge“ z.B. mittels Achtsamkeitstechniken zu schulen.

 

Burnout kann jeden betreffen und dennoch haben unterschiedliche Berufsgruppen auch unterschiedliche „Themen“, die oftmals die Ursache des Burnouts sind. Um die Effizienz der Therapie zu erhöhen, existieren in unserer Klinik spezifische Burnout-Gruppenangebote für Führungskräfte, für Akademiker (z.B. Lehrer, Sozialpädagogen) sowie für Angestellte (z.B. Pflegekräfte, Sachbearbeiter usw.).

 

Darüber hinaus existieren auch Gruppentherapien, die explizit berufliche Konfliktsituationen (wie Mobbing, Bossing, Gratifikationskrisen) problematisieren und einen Umgang damit ermöglichen.

 

Auch mögliche körperliche Ursachen der Erschöpfung werden überprüft und ggf. Vitamine und Spurenelemente substituiert oder mit Hilfe von Lichttherapie behandelt.

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