Polyneuropathie / Polyneuritis

    Krankheitsbild

Werden Teile mehrerer Nerven beschädigt oder zerstört, ist der Informationsfluss in unserem Körper empfindlich gestört. Man spricht von einer Polyneuropathie. Polyneuropathien (PNP) sind generalisierte Erkrankungen des peripheren Nervensystems (PNS).
Zum PNS gehören alle außerhalb des Zentralnervensystems Gehirn und Rückenmark liegenden Teile der motorischen, sensiblen und autonomen Nerven. Es gibt auch Menschen, die sowohl eine Polyneuropathie als auch eine Erkrankung des Gehirns und Rückenmarkes haben.

 

Beschreibung zugehöriger Krankheitsbilder

Unsere erfahrenen Spezialisten klären zunächst nach Sichtung aller Voruntersuchungen, ob eine Polyneuropathie vorliegt oder ob die Beschwerden auf eine andere Erkrankung zurückzuführen sind. Deshalb ist es wichtig, dass sie alle Vorbefunde Ihrer Ärzte mitbringen und optimalerweise selbst zusammen mit Ihren Angehörigen den Krankheitsverlauf sowie die eingenommenen Medikamente einmal für sich chronologisch aufschreiben und die bisherigen Untersuchungsbefunde chronologisch sammeln.

 

Wichtige Hinweise sind zum Beispiel der Verlauf und die Dauer der Beschwerden:

 

  • ≤ 4 Wochen: akut
  • 4–8 Wochen: subakut
  • > 8 Wochen: chronisch

 

Weitere Fragen, die Sie sich stellen können, um Hinweise auf die Erkrankung zu sammeln:

 

  • War das zeitliche Auftreten der Beschwerden akut oder langsam?
  • Würden Sie den Tagesverlauf der Beschwerden als ständig, zeitweise oder wellenförmig beschreiben?
  • Gibt es Auslöser, die die Beschwerden verstärken?
  • Gibt es etwas, das die Beschwerden kurzzeitig bessert?

 

Der bisherige Krankheitsverlauf und der klinische Befund leisten den wichtigsten Beitrag zur Klassifikation und Zuordnung einer Polyneuropathie (familiär, akut vs. chronisch; ursächliche Begleiterkrankungen; beteiligte Systeme; symmetrisch vs. multifokal etc.).

 

Zur Gruppe der Polyneuropathien gehört die distal symmetrische Polyneuropathie (PNP) im eigentlichen Sinne, welche an den Beinen beginnt und einen neuronalen axonalen längenabhängigen Krankheitsprozess als Ursache hat. Daneben gibt es die Polyradikuloneuropathien mit einem proximalen und distalen Befall (manchmal auch mit Rumpf- und Hirnnervenbeteiligung), bei denen in der Regel ursächlich die Schwannzellen und Myelinscheiden erkrankt sind. Schließlich gibt es auch die Mononeuropathia multiplex, bei der gleichzeitig oder zeitlich versetzt mehrere Nervenstämme beteiligt sind, was zu einem asymmetrischen Krankheitsbild führt. Am häufigsten findet man einen distal symmetrischen sensomotorischen Verteilungstyp mit vorwiegend sensibler Symptomatik.

 

Nicht selten ist auch eine Small-fiber-Neuropathie (SFN), welche überwiegend die dünnen und nicht myelinisierten Nervenfasern betrifft. Seltener sind eine vorwiegend motorische Symptomatik, ein zusätzlich proximaler Befall oder ein Beginn an den Armen.

 

Kurze Erläuterung der Ätiologie

Im zweiten Schritt suchen wir nach der wahrscheinlichen Ursache, um Ihren Nerven mit einer individuellen Behandlung die Chance zum Heilen zu geben. Im dritten Schritt wird ein individuelles Therapieprogramm für sie zusammengestellt und mit Ihnen besprochen.

 

Es gibt sehr viele verschiedene Gründe für eine Polyneuropathie. Beispiele sind Stoffwechselerkrankungen (z.B. Zuckerkrankheit), Vitaminmangelzustände, schwere Erkrankungen von  Niere, Leber oder Schilddrüse; Gifte (z.B. regelmäßiger Alkoholgenus, Chemotherapien nach Krebserkrankungen), nach überstandenden schweren Erkrankungen (Critical-illness-Polyneuropathie (CIP) und/oder -Myopathie (CIM), schweren Post-COVID-Syndromen) sowie Entzündungen (z.B. Borrelien), Immunerkrankungen (z.B. AIDP, CIDP), genetisch mitbedingte (z.B. Amyloidpolyneuropathie, M. Fabry). Davon sind einige ursächlich, andere nur symptomatisch behandelbar.

 

Welche Symptome treten bei einer Polyneuropathie auf?

 

Sensible Reiz- und Ausfallerscheinungen:

  • Kribbeln, Ameisenlaufen, Wärme- und Kältemissempfindungen,
  • stechende – elektrisierende – glühend-brennende Schmerzen
  • ohne Auslöser und/oder bereits bei leichtester Berührung z. B. durch Kleidung,
  • Juckreiz, Pelzigkeits- und Taubheitsgefühle, Gefühl des Eingeschnürtseins, Schwellungsgefühle, Gefühl des unangenehmen Drucks, Gefühl, wie auf Watte zu gehen, Gangunsicherheit insbesondere bei Dunkelheit, verminderte bis hin zu aufgehobenen Temperaturempfindungen, schmerzlose Wunden.

Motorische Reiz- und Ausfallerscheinungen:

  • Muskelzucken (Faszikulationen), Muskelkrämpfe, Muskelschwäche, nachlassende Ausdauer als erstes Symptom einer Muskelschwäche, Muskelschwund, ein frühes Zeichen: Schwäche der Zehenspreizung, Muskelschwund der kurzen Zehenextensoren, Muskelschmerzen.

Autonome Ausfallerscheinungen:

  • Herzstolpern, Magen-Darmbeschwerden ohne sichtbare Ursachen, Blutdruckabfälle mit Ohnmacht

Rehabilitation

Basisbehandlungsangebot / rehabilitative Strategie

Ziel der Rehabilitation ist die Verbesserung der Funktionsstörungen und die Minderung der aus den Funktionsstörungen resultierenden Einschränkungen im täglichen Leben und im Beruf. Dabei wird der uns anvertraute Patient in seiner bio-psycho-sozialen Komplexität gesehen, d.h. neben den körperlichen Symptomen werden seelische Befindlichkeiten und persönliche Lebenssituation in die Gestaltung seiner Rehabilitation einbezogen.

 

Wissenschaftlich begründete und in ihrer Wirksamkeit geprüfte Therapieverfahren bestimmen die Arbeit unserer Physio- und Ergotherapeuten. Auch in der Neuropsychologie, Psychologie und Logopädie werden effiziente Therapiemethoden verwendet. Insgesamt wirkt ein interprofessionelles Team bei der individuellen Patientenrehabilitation zusammen. Die Strategien des Teams sind eng aufeinander abgestimmt, um gemeinsam mit dem Patienten das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erzielen.

 

Auflistung der Michels Kliniken mit dem entsprechenden Rehabilitationsangebot

Die Behandlung ist angepasst individuell störungsspezifisch, repetitiv, aufgabenspezifisch. Anwendungen aus Physiotherapie, physikalischer Therapie und Ergotherapie greifen sinnvoll ineinander. Wenn sinnvoll möglich können die Behandlungen durch eine spezielle medikamentöse Schmerzbehandlung zur Linderung von quälenden Reizerscheinungen ergänzt werden.

 

  • Anbahnung und Verbesserung alltagspraktisch und berufsbezogen nutzbarer Arm-, Bein- und Rumpfmotorik (einschließlich Stehen, Gehen, Treppensteigen, Handmotorik mittels krankengymnastischer, sporttherapeutischer und ergotherapeutischer Behandlung)
  • Erarbeitung oder Anpassung eines zusätzlichen Eigentrainings zur weiteren Verbesserung und zum Erhalt der erreichten Fortschritte im häuslichen Umfeld.
  • Verbesserung der Selbständigkeit im Alltagsleben, ggf. mit Hilfe behinderungsgerechter Hilfsmittelversorgung und Schulung im Umgang mit erforderlichen Hilfsmitteln
  • Behandlung von Komplikationen (z.B. Missempfindungen, Krämpfe, Kontrakturen, Schmerzen, Depression, Verletzungen durch Stürze, u.a.)
  • Vermittlung von Krankheitsinformation und Motivation zur gesundheitsbewussten (und ggf. an die Behinderung angepassten) Lebensführung, Beratung von Angehörigen.
  • Beratung zur Wiedereingliederung in das Leben, die Familie, die Gesellschaft und wenn möglich das Berufsleben. Nach Einverständnis kann Kontaktaufnahme zu den Angehörigen (Angehörigenberatung) und ggf. zu den Arbeitgebern erfolgen.
  • Vermittlung von Kontakten zu Selbsthilfegruppen
  • Auf Wunsch oder Notwendigkeit erfolgen Hilfen bei der Krankheitsbewältigung
  • Stärkung von Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zur Steigerung von Lebensqualität und Lebensfreude

 

Weiterhin erfolgen Kontrollen und gegebenenfalls die Optimierung der medikamentösen und nichtmedikamentösen Behandlung. Am Ende werden die Behandlungsvorschläge an Sie und Ihre weiterbehandelnden Ärzte weitergegeben.

Spezialisierte Kliniken

Neurologisches Rehabili-tationszentrum Leipzig

Muldentalweg 1

04828 Bennewitz

 

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Brandenburgklinik Berlin-Brandenburg

Brandenburgallee 1

16321 Bernau bei Berlin

 

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Sachsenklinik Bad Lausick

Parkstraße 2

04651 Bad Lausick

 

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Barbarossa Klinik Bad Harzburg

Herzog-Julius-Str. 70 -78

38667 Bad Harzburg

 

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Ambulantes Therapiezentrum Leipzig

Waldstraße 14

04105 Leipzig

 

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RehaTagesklinik pankow

Berliner Straße 129

13187 Berlin

 

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